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Samstag, 1. März 2014

Schwangere Männer und ein geläufiges Vorurteil

"Wenn Männer die Kinder bekommen müssten, wäre die Menschheit längst ausgestorben."

Das ist ein Satz, den ich nun schon mehrfach gehört oder gelesen habe. Dabei geht es um die unvorstellbaren Schmerzen der Geburt, die Frauen wohl besser ertragen können als wir scheinbar manchmal etwas zimperlicheren Männer.
Nein, ich möchte jetzt keine Frauen-Männer-Diskussion vom Zaun brechen. Es geht mir allein um diesen Satz, der mich nachdenklich gemacht hat. Wäre es wirklich so?

Um die Sache abzukürzen: Nein, ich glaube das nicht. Im Folgenden will ich das gern begründen.
Zunächst die Sache mit der Schmerzempfindlichkeit: Es ist einfach nur ein Vorurteil. Ich werde hier keine Links setzen, aber wer mal nach den Begriffen "Männer+Schmerzempfinden" googelt, wird überraschenderweise auf Studienergebnisse stoßen, die diese Binsenweisheit widerlegen oder zumindest relativieren. Scheinbar haben Frauen sogar eine -statistisch gesehen- geringere Schmerztoleranz. Hätte ich ehrlich gesagt selbst nicht erwartet. Bis ich ein wenig für diesen Beitrag recherchiert habe, bin ich davon ausgegangen, dass diese Schmerztoleranz in etwa gleich ist - und nur die Reaktion darauf unterschiedlich ist. Schließlich habe ich durchaus das Gefühl, dass wir Männer wesentlich mehr vom Ego getrieben werden als Frauen. Oder ist das auch nur ein Vorurteil? Wenn es das nicht ist, könnte es doch sein, dass wir Männer vielleicht ein klein wenig theatralischer "leiden", um darauf aufmerksam zu machen, wie leidensfähig wir doch sind. Liege ich falsch? Man korrigiere mich gern per Kommentar.

Nun impliziert der Satz, um den es hier geht, die These, dass wir Männer eine Schwangerschaft um jeden Preis vermeiden würden, um dem Geburtsschmerz zu entgehen. Und hier liegt ein kleiner logischer Fehler: Niemand kann sich diese Schmerzen vorstellen, der sie noch nicht erlebt hat. Auch werdende Mütter nicht. Somit wäre die erste Schwangerschaft auch für besonders wehleidige Männer Neuland: Sie wüssten ja nicht, was da auf sie zu kommt. Und wenn das Kind im wie auch immer gearteten Geburtskanal wäre (ich will mir diesen gar nicht erst vorstellen), wäre es zu spät für Reue.

Nun die Sache mit dem Aussterben, denn statistisch gesehen ist ja ein Kind zu wenig, um das Überleben der Spezies zu sichern: Die nächsten Schwangerschaften würden trotzdem zustande kommen, auch nach den schmerzhaften Erfahrungen der ersten Geburt. Die Motivation, noch so ein süßes Bündel ans Licht der Welt zu bringen, ist einfach viel zu hoch. Das beweisen jährlich Mütter im dreistelligen Millionenbereich - global betrachtet. Biologisch gesehen sind Kinder der Sinn unseres Lebens, und Mutter Natur hat da eine Menge Tricks auf Lager. Ich sage nur "Kindchenschema". Väter sind dagegen ebenso wenig immun wie Mütter, und auch sie würden es wieder tun, wenn die Umstände passen.

Damit kommen wir zum Ego zurück - und zu meiner gewagten These, dass wir Männer unsere Schmerzen gern ein wenig zur Schau stellen: Allein die Tatsache, Vater zu sein, ist die ultimative Bestätigung. Würde sich ein Mann tatsächlich die Gelegenheit entgehen lassen, die Mutter aller Schmerzen zu ertragen und sich damit brüsten zu können? Bestimmt nicht.

Das erinnert mich - und spätestens jetzt steigen sicher einige Leser aus - irgendwie an "Der Wüstenplanet". Nur weibliche Bene Gesserit überleben die Agonie. Könnte es ein Mann, wäre er der Kwisatz Haderach - die Abkürzung des Weges. Ob Frank Herbert an diese Assoziation gedacht hat? Naja, dieser letzte Absatz kann gern überflogen werden. Die Uhr zeigt 00:29, und vermutlich sollte man um diese Zeit einfach keine Blogartikel schreiben.

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